Luce Irigaray
Gespräch Gebete Essay
deutsch . français . english
Inhalt
Intro. Friederike Schinagl
Gespräch mit Luce Irigaray + Isis von Plato
Essay. Luce Irigaray. Gott wird Fleisch, Fleisch wird göttlich.
Nachwort. Maria Mesrian
Literatur und Anmerkungen
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kunstplanbau@web.de
Unkostenbeitrag 10€
128 Seiten
Im Sommer 2024 wurde ein Gespräch mit der Philosophin, Psychoanalytikerin und Linguistin Prof. Dr. Luce Irigaray in Paris geführt.
Luce Irigaray möchte, dass in allen Bereichen die Frauen eine für sie geeignete, also unterschiedliche Kultur anstreben, auch auf der Ebene der Rechte. Für uns, für die Menschheit im Allgemeinen und für die ganze lebendige Welt ist eine neue Kultur notwendig, eine Kultur, die mehr auf das Leben, die Sensibilität und die Beziehungsfähigkeit achtet. Frauen streben danach und haben die Dynamik und Intuition, diese neue Kultur zu entwickeln. Eine Kultur der Differenz zwingt uns, unsere Meinung zu ändern, im Vergleich zu einer traditionellen Kultur, die auf Gleichheit und nur einem Subjekt basiert. Luce Irigaray verbindet feministische Gesellschaftskritik mit religiösen Themen und zeichnet einen Weg für eine menschengerechte Kultur. Die Worte, die sie für das Interview mit Isis von Plato vorbereitet hat, sprechen nicht unmittelbar von Kunstwerken, obwohl diese für sie eine der überzeugendsten Beweise der Gültigkeit des Christentums sind. Ja, die Kunst hat das vermitteln können, was die Worte nicht mehr zu sagen vermochten, und Maria hat dabei einen Platz, den die Theologen ihr zu wenig gewährt haben. Ihre Worte handeln vor allem von der Bedeutung der Inkarnation und von der Liebe als Ursprung der Kunst und ihrem notwendigen Beitrag zur Gegenwart des Religiösen in der Geschichte und in den verschiedenen Kulturen. Und es handelt sich nicht allein um die Herstellung von Kunstwerken, sondern auch von Kunstwerken, die manche Menschen geworden sind, indem sie selbst das Göttliche und die Liebe verkörpern. Geist, Seele, Bewußtsein und Intentionalität sind Formen der Interiorität. Die Gestalt die Maria für uns darstellen kann, ist die einer Frau, die sich selbst in der Liebe treu bleibt.
Irigaray`s Worte sollen helfen, Kunstwerke der Menschlichkeit zu werden. Aus diesen Gesprächen ist eine Publikation in deutscher, französischer und englischer Sprache, mit Bildern von Etel Adnan, entstanden.
Prof. Dr. Dr. Dr. Luce Irigaray, Forschungsdirektorin für Philosophie am Centre National de la Recherche Scientifique, C.N.R.S., in Paris.
Luce Irigaray ist eine führende Denkerin in den Bereichen Gegenwarts-philosophie, Psychoanalyse und Feministische Theorie. Sie hat einen Doktortitel in Philosophie und Literatur (Universität Löwen, Belgien, 1955); in Linguistik (Universität Nanterre, Frankreich, 1968); in Philosophie (Universität Paris-Vincennes, 1974). Außerdem erhielt sie vier Ehrendoktorwürden: von der School of Advanced Studies der Universität London, vom University College of London, von der Universität Nottingham und von der Universität Bergen, Norwegen.
Luce Irigaray veröffentlichte mehr als 40 Bücher, Interviews, Textbeiträge, die in viele Sprachen übersetzt wurden. Sie hielt Seminare und Vorträge weltweit. Seit 15 Jahren veranstaltet Luce Irigaray in englischer Sprache ein ein-wöchiges Seminar für Doktorant.innen, die über ihr Werk promovieren. Die Forscher, die an dem Seminar teilnehmen, kommen aus vielen Ländern Europas, aus den USA, aus China, Indien, Japan, Australien, Iran, Pakistan, Südafrika usw. Diese Forscher gehören unterschiedlichen Kulturen, Traditionen und Forschungsgebieten an.
Luce Irigaray arbeitet sowohl theoretisch als auch politisch an dem Entwurf einer Kultur zweier Subjekte, dem weiblichen und dem männlichen, die ihre Unterschiede achten und fähig sind, gemeinsam eine gerechtere und glücklichere Welt zu erzeugen und zu gestalten.
7 Février
Si notre rencontre était poème,
Elle absout de tout.
Découvrant d’autres paroles,
Véhicules du sacré,
Elle transforme la chair,
Ouvre une nouvelle époque
Où dieux et hommes
Différemment s’assemblent
Sur la terre et au ciel.
Un autre demeurer se fonde
Dont nous sommes les prophètes.
Encore en exil?
February 7th
If our enncounter was poetry,
It absolves of everything.
Uncovering other words,
Vehicles of the sacred,
It transforms the flesh,
Opens a new epoch
Where deities and humans
Differently gather
On earth and in the sky.
An other dwelling is founded
Of which we are the prophets.
Still in exile?
In the summer of 2024, alongside a range of discussions, lectures, the Poetics Lecture, Literature Days, and the Artistic Symposium, a conversation was held in Paris with Prof. Dr. Luce Irigaray. The philosopher, psychoanalyst, and linguist advocates for women to pursue a culture suited to them—a culture of difference that also reflects this on the level of rights. According to Irigaray, a new culture is necessary for humanity as a whole and for the living world—one that places greater emphasis on life, sensitivity, and relationality. Women, she believes, possess the dynamism and intuition needed to develop such a culture.
A culture of difference compels us to rethink our perspectives compared to the traditional culture based on equality and a singular subject. Luce Irigaray combines feminist social critique with religious themes, outlining a path toward a culture that better serves humanity. While her words during the interview with Isis von Plato do not explicitly reference artworks, she views them as compelling proof of Christianity’s validity. Art has succeeded in conveying what words could no longer express, granting Mary a space that theologians have insufficiently acknowledged. Irigaray's reflections primarily address the significance of incarnation, love as the origin of art, and art’s necessary role in sustaining the presence of the sacred in history and across cultures. Her conception extends beyond creating art to recognizing some individuals as living works of art, embodying the divine and love. Mind, soul, consciousness, and intentionality are forms of interiority. Mary represents for us a woman who remains true to herself in love.
Irigaray’s words aim to inspire people to become living works of art in humanity. This dialogue has now been published in German, French, and English, accompanied by illustrations from Etel Adnan.
Gebete
7. Februar
Wenn unsere Begegnung ein Gedicht wäre,
Würde sie allem die Absolution erteilen.
Andere Worte entdeckend,
Vehikel des Heiligen,
Wandelt sie das Fleisch um,
Öffnet eine neue Epoche,
In der Götter und Menschen
Sich anders versammeln
Auf der Erde und im Himmel.
Ein anderes Verweilen gründet sich,
Dessen Propheten wir sind.
Noch im Exil?
Prof. Dr. Dr. Dr. Irigaray